GEOLOGISCHE UND HISTORISCHE UNTERSUCHUNGEN
IN
HEEDE / EMS
1. Historischer Hintergrund
Die Forschungsgruppe Papenburg hat im Rahmen ihrer regionalen Forschungen das gesamte nördlichste Emsland untersucht. Dazu gehörte Heede.
Die Brüder Coep und Werembold von Heede schlossen einen Erbvertrag und teilten ihr Eigentum in Heede (16.10.1467). Auf seinem Landanteil erbaute Coep von Heede ein neues Herrenhaus, das später Scharpenburg genannt wurde.
Coep von Heede war mit einer Mette NN verheiratet. Sie übergaben ihrer Tochter Pelleke anlässlich deren Heirat mit Johann von Campe die Hälfte ihrer Besitzes in Heede (01.10.1471).
Pelleke hatte eine Tochter Anna von dem Campe. Diese heiratete (vor 1517) Hans von Scharpenburg. Die Familie von Scharpenburg entstammte dem Gut Neuenhaus an der Stecknitz, Herzogtum Sachsen-Lauenburg. Hans von Scharpenburg war bischöflicher Drost im Emsland und damit dem Bischof von Münster eng verbunden. Der Besitz, den man später nach ihm Scharpenburg nannte, wurde endgültig (1517) Hans von Scharpenburg von dessen Schwager Hermann von Campe übergeben.
Nachfolger auf der Stelle war der Sohn Joachim von Scharpenburg. Dessen Rechtsnachfolger lassen sich bis 1673 nachweisen.
Im Zug des unglücklich endenden Zweiten Holländischen Krieges (1672-1674) setzte der in niederländischen Diensten stehende General Rabenhaupt den zurückweichenden bischöflich-münsterschen Truppen über die Reichsgrenze nach, fiel in Heede ein und zerstörte den Sitz Scharpenburg (1673). Ein Wohnhaus wurde mit Hilfe des Bischofs neu errichtet.
Der Name Scharpenburg leitet sich nicht von einer Lokalität in Heede ab, sondern eindeutig von dem (vor 1517) nach Heede gekommenen Hans von Scharpenburg. Die Bezeichnung Schärpenburg entspricht nicht der historischen Überlieferung und sollte nicht weiter verwendet werden.
2. Geologische Untersuchungen auf der Suche nach der Scharpenburg
2.1. Der geologische Schnitt
Der mündlichen Überlieferung nach stand die Scharpenburg im Bereich der alten Linde. Die mündliche Überlieferung war aber nicht so präzise, dass sie einen genauen Platz kennzeichnete.
Die so genannte 1000jährige Linde in Heede wird von einem Kreis aus Findlingen umgrenzt, darunter ein Windkanter. Von diesem Findling nach Westen wurde eine Traverse von 40 m in Richtung Westen geologisch untersucht (sh. Abb.: Geologischer Schnitt, sh. Auch die Schichtkennzeichnung). Von alt nach jung ergeben sich folgende Informationen: (Grafik wird kurzfristig ergänzt)
Schicht 1: Feinsand, schwach schluffig, nicht humos, hellgelblich- cremefarben,
Schicht 2: Feinsand, örtlich stark schluffig, in einzelnen dünnen Lage schwach tonig, dunkelgraubraun bis mittelbraun mit einzelnen torfigen, (anmoorigen) Bereichen,
Schicht 3: Feinsand, schluffig humos, grau-bräunlich,
Schicht 4: Feinsand, schluffig, humos, grau-bräunlich,
Schicht 5: Feinsand, schluffig, stark humos, mittel bis dunkelgrau, örtlich schwärzlich.
Schicht 1 kann man als natürlichen, fluviatilen Sandkörper ansehen. An dessen Oberfläche hatte sich ein lebhaftes Kleinrelief, vermutlich aus Kleinrinnen einiger Dezimeter Tiefe ausgebildet.
(Schicht 2): Diese Oberfläche muss anschließend längere Zeit landfest gewesen sein: Dort bildeten sich Torfmoose aus, örtlich auch ein Wechsel dünner humoser Lagen und gering mächtiger Sandeinschüttungen.
(Schicht 3): Zeitlich folgend wurde ein humoser Feinsand aufgeschüttet.
(Schicht 4) enthält einzelne kleine Partien hellen Feinsandes inmitten des grauen, humosen Feinsandes. Leider war im Bohrkopf nicht eindeutig zu erkunden, ob es sich bei den hellen Partien um scherbenhafte Bruchstücke von humusarmen Sand handelt. Es könnte sich um Scherben eine abgegrabenen und durch Menschenhand (anthropogen) aufgetragenen Humussandes handeln.
(Schicht 5) besteht aus Humussand, der vermutlich von Menschenhand aufgetragen wurde.
Bemerkenswert erscheint die Beobachtung einer (laut Nivellement) fast ideal ebenen Fläche im Bereich der hier näher untersuchten 40 m-Traverse. Man könnte an eine lang genutzte und immer wieder überlaufene Hoffläche denken.
2.2 Die Frage von Gräben (Gräften) im Bereich der Scharpenburg
Wenngleich der Übergang von Schicht 4 zu 5 nicht an allen Stellen gut erkennbar war, erscheint dennoch die Schichtabfolge überall grundsätzlich in der hier genannten Form vorhanden zu sein. Künstliche Grabensysteme erscheinen nicht erkennbar. Nach diesem Ergebnis-Zwischenstand sind Gräben innerhalb der 40m-Traverse nicht vorhanden.
Nach der mündlichen Überlieferung war die Scharpenburg von Gräben (Gräften) umgeben. Genau 62 m im Westen des Steinkreises an der der Alten Linde schließt sich ein lang gestrecktes Gewässer an.
Die Analyse der Form dieses Gewässers belegt, dass es sich nicht um ein Altwasser der Ems handelt, sondern um ein von Menschenhand gegrabenen Kanal von 13 m Breite.
Als Hypothese ist anzunehmen, dass dieser Kanal als Teil der Befestigung der Scharpenburg diente. Dabei bleibt augenblicklich die Frage nicht beantwortet, ob dieser Kanal in der letzten Zeit in seiner Form verändert wurde.
Als Arbeitsbegriff wird er als „Westkanal“ bezeichnet. Er verläuft NNW-SSO und ist beiderseits von einem Graben angeschlossen.
Da kaum anzunehmen ist, dass der Westgraben zufällig und ohne unmittelbares Ziel angelegt wurde, sollte man sich fragen, ob er nicht Teil einer Grabenbefestigung der Scharpenburg war und ob nicht die Scharpenburg. Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn die Scharpenburg nicht von Gräben (Gräften) umgeben war.
Nun zweigen aber im Südbereich des Westgrabens zwei Seitengräben nach Osten ab. Welche Funktion hatten diese Gräben? Man darf auch in ihnen Reste eines Gräftensystems sehen. Ein nach Osten abschließender weiterer Nord-Süd-Graben könnte zugeschüttet worden sein.
Es erscheint deshalb nicht ausgeschlossen, dass das Herrenhaus, die Scharpenburg im Bereich dieser heute als „südliche Halbinsel“ ausgebildeten Fläche am Südteil des Westkanal lag.
Man wird in Heede nach mündlicher Überlieferung suchen müssen, ob und ggf. wie weit das Grabensystem durch Zuschüttung verändert wurde.
Damit ergibt sich ein neuer Ergebnis-Zwischenstand, den Standort der Scharpenburg nicht in unmittelbarer Umgebung der so genannten 1000jährige Linde, sondern auch oder eher im Bereich der „südlichen Halbinsel“ zu suchen.
Damit besteht ein neuer Forschungsansatz zur Beantwortung eines alten Rätsels.
(Das Team Forschungsgruppe)
Dokumentation: Textfassung vom 04.05.2019: 0.332 // 0.525 // 0.688 // 0.803 // 0.894 //
…
ZUM PROJEKT ÄLTERE GESCHICHTE VON HEEDE / EMS
Die Forschungsgruppe Naturwissenschaften und Archäologie Papenburg, kombiniert Naturwissenschaften mit Sprache, Geschichtswissenschaft und Archäologie. Sie erreicht damit eine differenziertere Aussage als dies einer Teildisziplin alleine möglich wäre.
Die Forschungsgruppe schaut auf eine langjährige Arbeiten in der Region südliches Ostfriesland /nördliches Emsland mit Projekten und Publikationen. i (sh. Endnoten)
Im Februar 2019 übernahm die Forschungsgruppe die Leitung des Heimatvereins Papenburg e. V.
Am 18.04.2019 fand am Schützenhaus Heede ein Treffen mit den Beteiligten am Team Heede (Osnabrück / Wageningen) statt. Aus Wageningen waren die Herren Harm Bartholomeus (Geologe) und Marcello Novani (IT) anwesend. Beim Treffen ging es auch um den Einsatz moderner Technik für Fragen der Archäologie. Die Forschungsgruppe ist derzeit damit beschäftigt, in Kooperation mit dem Katasteramt Papenburg für Niedersachsen Forderungen zur zukünftig routinemäßigen geodätischen Auswertung der Laserscan-Technik zu entwickeln. Eine Konferenz mit genau diesem Ziel findet am 08.05.2019 im Katasteramt Papenburg statt.
Dazu ist das Team Heede herzlich eingeladen.
Innerhalb der Universität Osnabrück besteht eine Arbeitsteilung zwischen Herrn Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Historisches Seminar. Mediävistik), Herrn Dr. Andreas Stele (Geograph, Geoarchäologe) und Herrn Malte Schwickert (Historiker). Die beiden Letzteren übernahmen die fachlich-technischen Untersuchungen vor Ort (am 18.04.2019 und dann ab dem 23.04.2019).
Ziel des Projektes ist, laut Gemeinde Heede, die Erforschung eines Zeitfensters der Gründung von Heede. Wunsch der Gemeinde ist eine Aussage zum Gründungsalter der Siedlung.
Es folgen hier sehr kurz gefasste Anmerkungen zu den mündlichen und schriftlichen Quellen. Die sich dabei ergebenden Fragen werden nur erst angedeutet. Man wird sie im Team Heede näher und in aller Ruhe betrachten können.
2. Anmerkungen zu den Quellen
2.1. Mündliche Quellen, Einbindung in die lokale Erinnerung
Zur Gewährleistung der lokalen Überlieferung im Dienst des Projektes wurde Herr Hermann Bölscher (90) gebeten mit Auskünften bereit zu stehen. Eine persönliche Kontaktaufnahme mit Übergabe von Materialien zur Lokalgeschichte erfolgte am 18.04.20109. Von allen Seiten wurde die Mitarbeit von Herrn Hermann Bölscher als sinnvoll angesehen. Ziel ist es die lokalen mündlichen Traditionen als solche zunächst einmal zu würdigen und zur Kenntnis zu nehmen. Es erschien notwendig dafür einen kompetenten Gesprächspartner zu gewinnen. Das Ziel muss sein, jederzeit Verbindungen zu den lokalen Quellen zu halten.
Der Fachwissenschaftler wird in jedem einzelnen Fall der Rücksprache die jeweilige Relevanz und Sicherheit der Lokalüberlieferung für das Projekt beurteilen können.
2.2. Schriftquellen
Da sich am 18.04.2019 noch keine Möglichkeit ergab über die Quellen zu sprechen, erfolgt dies hier schriftlich, aus Raumgründen aber zunächst textlich stark verkürzt und nur in den Hauptaspekten, reduziert auf den „Roten Faden.“.
2.2.1. Die Quelle von 1177
Die Quelle von 1177 ii (sh. Endnoten) wird derzeit als älteste Schriftquelle zu Heede / Ems angesehen.
Bei Analyse der darin genannten Ortschaften fällt auf, dass sich die zahlreich genannten Siedlungen sämtlich im Bereich von Zentral- und z. T. Ostwestfalen verorten lassen, nicht aber im Emsland des Raumes um Heede. Darüber hinaus findet sich kein sonstiger Hinweis auf einen Raumbezug zu Heede /Ems.
Eine Identifizierung von Heithe mit Heede erscheint insgesamt mehr als problematisch, wenn nicht sogar unwahrscheinlich. Die Gleichsetzung kann, aus unserer Sicht, wissenschaftlich nicht zweifelsfrei durchgeführt werden.
2.2.2. Die Quelle von 1212
Damit rückt die Quelle von 1212 iii in unseren näheren Blick. Man wird sich fragen müssen, was sie für das Verständnis von Heede beitragen kann. Deshalb wird an diesem Beispiel etwas vertieft auf eine erste Quellenanalyse eingegangen
Die wichtigste Passage lautet:
Sciant ergo tam presentes quam nostri, quod decimam totius ville Bymalte, preterea super tres domos Hersedorpe, que solvit XXX et VIII molt ordei et siliginis pro redmendis manipulis, minutam decimam et tres solidos que pertinbant servitio mense nostre de curte Buren, und pauper unus plenarie est vestiendus, dedimus fratibus maioris ecclesie Monasteriensis, qua bonum et utilem mense nostre recipimus commutationem, scilicet bona Heythe cum omnibus attinentis, que sunt ex illa parte Haren, et hoc cum communi consensu totius ecclesie ordinavimus.
(Übersetzung 24.04.2019): „Es möchten also alle Lebenden und genauso die Nachkommen zur Kenntnis nehmen, dass wir den (steuerlichen) Zehnten des ganzen Dorfes Bymalte, außerdem den Zehnten dreier Häuser von Hersedorp, der 38 Molt Gerste und Weizen für den Erwerb von Messgewändern einbringt, den Beitrag und die drei Solidos (Schillinge), die zur Knechtschaft (=zur Einkunft) unseres Hauses zählten, von dem Hof Buren, wo ein Armer vollständig eingekleidet werden muss: Deshalb gaben wir den Brüdern der größten Kirche zu Münster (=dem Dom zu Münster), weil wir auch einen nützlichen Gegenwert für uns eingetauscht haben, das Gut Heythe mit allen Zubehörigkeiten, die aus jenem Teil Haren sind – und genau dies haben wir mit der allseitigen Zustimmung der gesamten Kirche durchgeführt.“
Es wird demnach die Aufgabe sein, eine genaue Analyse darüber durchzuführen, was dieser Tausch Bedeutsames für die ältere Geschichte von Heede aussagt: Dadurch kann eine Aussage zur Wertigkeit von Heythe angenähert werden. Dies wird sich mit anderen Daten zu einer Analyse der Bedeutung der Siedlung im 13. Jh. ergänzen müssen. Insofern bietet die Quelle von 1212 einen überaus wichtigen Denk-Ansatzpunkt für die weitere Analyse. Überaus bedeutsam erscheint die Tatsache, dass die „Zugehörigkeiten“ von Heythe sich auf Besitz im Raum Haren beziehen, wodurch ein wichtiges Argument dafür gegeben ist, Heythe tatsächlich mit Heede zu identifizieren. Die finanzielle Wertigkeit von Heythe im 13. Jh. muss durch diese Quelle, im ersten Überschlag und in einer ersten Bewertung als hoch eingeschätzt werden.
Die Forschungsgruppe wird über weitere Argumente Beiträge zu der hier geforderten Bewertung liefern.
Weitere Hinweise auf Heede fallen auf Quellen, die angeblich Corvey zuzuordnen sind, die aber eindeutig als Fälschungen identifiziert wurden (dazu zahlreiche Autoren, zuletzt noch N. Rügge, 2004, (Niedersächsisches Staatsarchiv Osnabrück, Stichwort auch Registrum Sarachonis u. a. ). iv
Als somit sichere, älteste Schriftquelle kann demnach die von 1212 angesehen werden. v
3. Herrenhäuser in Heede
Laut Lehnsregister des Bischofs von Münster Ludwig II. belehnte dieser (1350) einen Cop mit einem „Haus“ zu Heede, das dessen Nachkommen über Generationen inne hatten. Das Objekt ging später ins Eigentum derer von Galen über und wurde (in damaligen Bebauungszustand) erst im Jahre 1855 abgerissen. (Dies war „das ältere Herrenhaus Heede“.) Es lag der Tradition nach gegenüber der Kirche im Bereich des um 1942 erbauten Schwesternhauses.
Eine Teilung der Güter und Rechte in Heede erfolgte (1467) unter den Brüdern Cop und Werembold von Heede. Erst dann oder zeitlich danach erbauten Nachkommen des Cop von Heede die so genannte Schärpenburg, genannt auch Scharpenburg, („das jüngere Herrenhaus Heede“). Es besteht derzeit keine belastbare Quelle darüber, dass dieses „jüngere Herrenhaus“ (die spätere Schärpenburg), zeitlich deutlich vor 1467 gegründet wurde.
4. Die archäologischen Arbeiten
Bei Ausrichtung des Projektes Heede auf die engere Zielsetzung, d. h. auf die Erfassung des Zeitfensters der Siedlungsgründung und der älteren Geschichte von Heede, spricht wenig dagegen, zunächst im Bereich der vermutlichen Lage des „jüngeren Herrenhauses“ zu sondieren um dort Daten und Erfahrungswerte zu gewinnen.
Der Arbeitsschwerpunkt müsste darüber hinaus auf der Untersuchung des Geländes des „älteren Herrenhauses“ Heede“ liegen.
Für beide Areale ist es nötig, datierbares Fundmaterial zu gewinnen, das im eindeutigen archäologischen Kontext zu den Fundstelle steht. Keramisches Material könnte sich dabei besonders gut dazu eignen, eine Datierung in engeren Grenzen durchzuführen.
Die Existenz einer vom Lokalhistoriker H. Abels erwähnten „Turmburg“, die neuerdings als „Motte“ bezeichnet wurde, fand keine Spuren in den mittelalterlichen Schriftquellen von Heede, bzw. konnte bislang keiner Schriftquelle zugeordnet werden. Ihre mögliche Existenz könnte durch die Untersuchungscampagne (23.04.2019 ff.) erkundet werden.
5. Der regionale Kontext von Heede
Durch die Arbeiten der Forschungsgruppe im Bereich Brual, Aschendorf, Tunxdorf, Rhede und Lehe lässt sich die Entwicklung von Heede im Werdegang der Region verstehen.
Ein wichtiger Aspekt stellt dabei die Einbindung von Heede in das regionale und überregionale Handelsnetz dar. Dabei erscheint, nach derzeitigem Kenntnisstand, bedeutsam, dass es im Mittelalter keine Wegsamkeit von Heede aus nach Westen durch das Bourtanger Moor gab. Eine solche Verbindung bestand eher deutlich weiter südlich im Raum Walchum.
Zahlreiche Einzelpunkte werden zum Verbund für das System Heede zusammen zu fügen sein. Die Ausführungen hier stellen nur erst einen Schritt in dieser Richtung dar.
Die Forschungsgruppe Papenburg sieht sich dem Erfolg des gemeinsamen Projektes Heede unbedingt verpflichtet. Wir wünschen allen am Projekt Heede Beteiligten den besten Erfolg für die gemeinsame Sache.
(Das Team Forschungsgruppe / Heimatverein Papenburg e. V.)
Verantwortlich
Herr Dipl.-Ing. Hermann-Josef Schleinhege (EDV /Technik),
Herr Wilhelm Tallen (Finanzverwalter),
Herr Wenzel Poelmann (Bausachverständiger),
Frau Gundula Freymuth (Bibliothekarin),
Herr Thomas Kassens (Archäologe),
Herr Dr. Hans J. Albers (Geologe, Geoarchäologe)
i Sh. Website der Forschungsgruppe /Heimatverein Papenburg > Altes Papenburg, darin zahlreiche Informationen
ii Quelle: Regesta Historiae Westfaliae, WUB Bd. 2, Nr. 387
iii Quelle: WUB, Bd. 3, Nr. 69
iv RÜGGE, N., (2004): 854-2004: Ortsjubiläen im Emsland, J. B. Diepenbrock und die Corveyer Traditionen, in: Osnabrücker Mitteilungen 109, S. 11-25
v Quelle: WUB Bd. 3, Nr. 1547
…
ANMERKUNGEN ZUR ORTSGESCHICHTE VON HEEDE
Die Forschungsgruppe Naturwissenschaften und Archäologie, Papenburg, äußert sich mit folgenden Anmerkungen, aus derzeitiger Sicht, zur Ortsgeschichte von Heede / Ems:
1.) Es wird verschiedentlich in der lokalen Literatur behauptet, der friesische Missionar Liudger sei persönlich in Heede gewesen und habe ggf. dort sogar eine erste Kirche errichtet. Liudger (um 742, +809) ist auf dem Weg in seine Mission ab 787 sicherlich durch das Gebiet gereist, in dem heute Heede liegt oder hat es benachbart berührt. Die Frage stellt sich, ob Heede bereits (787-809) als Siedlung bestand. So lange dies nicht archäologisch nachgewiesen ist, bleibt die genannte Annahme Liudgers Anwesenheit und Wirkung eine fromme Legende. Bislang ist nicht einmal die Existenz Heedes im Frühmittelalter wissenschaftlich sicher belegt.
2.) Die älteren Schriftquellen zu Heede sind, jedenfalls teilweise, als äußerst problematisch anzusehen. Zum Teil (so die Quellen um das Registrum Sarachonis) sind sie als Fälschungen oder Verfälschungen zu bewerten. Bei anderen (so der Quelle von 1177) ist eine Identifizierung mit dem hier interessierenden Heede sehr in der Diskussion und äußerst fraglich.
3.) Durch die Presse in ihren jüngsten Anmerkungen zur Geschichte von Heede wird immer wieder auf eine „Motte“ hingewiesen, was eine Wall-Graben-Turm-Anlage suggeriert. Von einer solchen Anlage (oder einer funktional ähnlichen Befestigung) spricht keine mündliche, örtliche Überlieferung. Davon berichtet nur eine einzige schriftliche Anmerkung, die sich nicht mit Schriftquellen des Mittelalters verbinden lässt. Wenn die Fragen zur Geschichte von Heede nach einer Prioritätenliste abgearbeitet werden, lohnt es dann, besondere Kraft auf die Suche nach dieser angeblichen Anlage aufzuwenden?
4.) Es gehört zur grundlegenden Wissenschaftsmethodik Aussagen nur dann als wissenschaftlich fundiert geltend zu machen, wenn stofflich-faktische Belege (etwa durch datierbare Funde und Befunde) geliefert werden. Diese müssen im naturwissenschaftlich-archäologischen Kontext stehen. Die Frage stellt sich, ob dies eine „nicht invasive“ oder „minimal invasive“ Erkundung leisten kann. Diese kann allenfalls zur Prospektion, sprich Vorerkundung dienen. Dies wäre nur der erste Schritt.
5.) Zur Fragestellung des Projektes „Schärpenburg“ gehört der Auftrag, ein möglichst enges Zeitfenster der Siedlungsgründung von Heede zu erfassen.- Tatsächlich legt die laufende Forschung einen Schwerpunkt auf das Auffinden der Scharpenburg. Die Bebauung im Bereich dessen, was sich später Scharpenburg nannte, wurde aber erst um 1467 oder danach errichtet und für eine frühere Vorläuferbebauung besteht keine Quelle.
6.) Eine baulich ältere Anlage ist das „Haus Heede“ in der Nähe der Kirche (Stichwort Coep von Heede, 1350). Dort sollte verstärkt sondiert werden.
7.) Die historisch korrekte Schreibung lautet „Scharpenburg“, alles andere ist ein jüngere oder jüngste Falsch-Schreibung. Die sollte zukünftig korrigiert werden.
8.) Ist nicht über den zeitlichen Aufwand eines solchen Projektes neu nachzudenken? Andere Arbeitsgruppen setzen für vergleichbare Projekte einen Arbeitsaufwand über Jahre an. Einer solch komplexen Problematik ist nur in kleinen Schritten über einen längeren Zeitraum beizukommen.
9.) Zu den vielen zentralen Problemen des Projektes gehört die erhebliche Überbauung.
10.) Ein weiteres Problem ist die massive Veränderung der Geländeoberfläche, in deren Zusammenhang das Mikro-Relief erheblich umgestaltet wurde. Der Einsatz der Lasercan-Technik stößt hier an deutliche Grenzen, will sagen erbrachte (bislang) kein oder kein eindeutiges Ergebnis beim Aufspüren archäologischer Befunde. Dies ist das Ergebnis der eigenen Untersuchungen. Wir verweisen auf den Beitrag in dieser Website über unsere Forschungen zu Anwendung der Lasercan-Technik in der Region.
Team Forschungsgruppe Naturwissenschaften und Archäologie
(15.05.2019: 0.535)
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HEEDE, DIE FAMILIE VON SCHARPENBERG
UND
DIE SCHARPENBURG
Ein weiterer Beitrag der Forschungen im nördlichen Emsland im Bereich Heede beschäftigt sich mit der Familie Scharpenberg und deren Bedeutung für Heede, besonders für das Schicksal der nach ihr benannten Scharpenburg.
Die Familie von Scharpenberg lässt sich im Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein (im 13. Jh.) auf Burg Linau nachweisen. Zu ihrem Besitz zählten auch Seedorf und Niendorf an der Stecknitz. Aufgrund der krisenhaften ökonomischen und soziologischen Entwicklung kam es zeitweilig zu räuberischen Übergriffen derer von Scharpenberg (im späten 13. Jh. und im 14. Jh.). Dies allerdings ist nicht das Anliegen dieser Datensammlung. Im 15. Jh. siedelten die von Scharpenberg nach Niendorf über.
Die Nachkommen in Niendorf standen Erich von Sachsen-Lauenburg nahe (*1472, +20.10.1522). Dieser war zunächst Bischof von Hildesheim (1502/1503) und anschließend, (1508-1522) Bischof von Münster, ein kriegerischer Mann, verwickelt in heftigen Fehden, Nachfolger im Amt ausgerechnet des gemäßigten und auf Ausgleich bedachten Bischofs Konrad von Rietberg (+1508).
Hans von Scharpenberg aus Niendorf, I., (*um 1470, +>1531) i schloss sich um 1508 bzw. kurz davor Bischof Erich II. von Sachsen-Lauenburg an und konzentrierte seine Aktivitäten wie sein Lebensfeld auf Westfalen, das Emsland und den benachbarten Machtbereich des Bischofs von Münster. ii
Er heiratete in 1. Ehe Heilke von Brae zu Campe. Damit fiel ihm das Lehen der bischöflichen Burg Nienhaus zu, mit der er 1524 belehnt wurde. Auch dadurch blieb Hans von Scharpenberg im engen Interessenkontakt mit dem Bischof. Er war Drost im Emsland, (1512). In zweiter Ehe heiratete Hans von Scharpenberg Anna, die Tochter der Pelleke von Heede, und des Johannes von Campe.
Mit der Heirat der Anna von Campe auf der Stelle kam Hans von Scharpenberg, I., in den Besitz dieses jüngeren Herrenhauses in Heede.
Nachfolger war sein Sohn Joachim von Scharpenberg, (1537) belehnt mit Nienhaus. Dieser übertrug das Gut in Heede an seinen Bruder Hans von Scharpenberg, II., (*um 1517, +1561) und von diesem kam es auf dessen Sohn Vollrath von Scharpenberg(*um 1549, +1598). iii
Während des niederländisch-spanischen Krieges (1568-1648) kam es zu Übergriffen der Spanier in ihrem Kampf gegen die Niederländer durch militärische Züge durch das Emsland, verbunden mit massiven Plünderungen und Requirierungen.
Der spanische General Verdugo, Statthalter von Groningen und Overijssel zog (1589) durchs Emsland. Ausgehend von Rhede und Aschendorf marschierte er die Ems aufwärts nach Lingen und von dort in das münstersche Gebiet des Amtes Bevergen.
Der Übertritt von den Niederlanden war von Bourtange aus erfolgt. Der Weg durch das Moor war auch für die Niederländer ein Einfalltor ins Emsland und wurde von Bourtange aus beherrscht.
Um die Grenze zu sichern, vor allem um das von Westen her bestehende Einfallstor zu verschließen, ließen die münsterischen Stände die Scharpenburg in Heede befestigen und besetzten diesen Stützpunkt mit eigenen Leuten. Allerdings wurde die Scharpenburg (1596) von den Spaniern unter General von dem Berge eingenommen. Vorher hatte dieser das Emsland durch Kontributionen und Plünderungen schwer belastet. iv
Es erscheint also nicht unmöglich, dass die Scharpenburg erst vor 1596 ernsthaft befestigt wurde.
Vollrath von Scharpenberg, (*um 1549, +1598), hatte einen gleichnamigen Sohn Vollrath (*um 1575, +1635), der 1602 mit dem Gut belehnt wurde. Der trat den Besitz an seinen Bruder Engelbert von Scharpenberg ab (*1585, +1653). Dieser wurde 1613 mit der Burg belehnt. Vollrath zog mit seiner Familie auf den alten Familiensitz Neuenhaus an der Stecknitz.
Engelbert von Scharpenberg blieb in Heede. Er war verheiratet mit Tetta von Plettenberg zu Osterwedde.
Man hatte sehr unter den Beschwernissen des 30jährigen Krieges zu leiden. Heede lag an der westemischen Nord-Süd-Straßenverbindung von Ostfriesland nach Westfalen, war ein Durchzugsgebiet und hatte auch unter dem regionalen Kriegszug des schwedischen Generals Königsmarck schwer zu leiden (1656).
Engelbert von Scharpenberg hatte zwei Töchter, von denen die Ältere, Anna Almoed von Scharpenberg das Gut erbte. Sie hatte am 02.12.1642 den Obristwachtmeister Hermann Friedrich von Pinninck geheiratet. Die Nachkommen nahmen den Namen von Pinninck von Scharpenberg an.
Bereits bei Engelbert von Scharpenbergs Tod war Gut Heede verschuldet, woran auch von Pinninck wenig änderte.
Die finanziellen Schwierigkeiten nahmen unter dessen Sohn Engelbert Christian von Pinnick zu. Dieser hatte das Gut 1665 beim Tod des Vaters übernommen.
Die befestigte Scharpenburg wurde noch schwerer betroffen: Am Ende des unglücklich verlaufenden Zweiten Niederländischen Krieges (1673) setzte der in niederländischen Diensten stehende General Rabenhaupt den zurück weichenden münsterischen Truppen ins Emsland nach und verbrannte die Scharpenburg. Ein Wohnhaus wurde mit Hilfe des Bischofs neu errichtet . Die finanziellen Probleme blieben.
Aus dem Jahr 1653 liegt eine Aufzählung der Besitzteile vor.
Dazu gehörten das zu der Zeit noch bestehende Herrenhaus, das Brauhaus, die Scheunen, der Küchen- und der Apfelgarten, die von Gräften umschlossen waren. Der Verlauf der doppelten Gräften war 1873 noch zu erkennen. v
Schließlich eine Anmerkungen zur Namensgebung
Die historische Bezeichnung der Familie lautet durchgängig ausschließlich Scharpenberg. Davon leitet sich die Bezeichnung Scharpenburg ab. Diese Namensgebung ist die einzig Korrekte. Sie wurde etwa auch von Rudolf vom BRUCH (1930, 1962) und von BOCKHORST (1992) verwendet.
Es war Hermann BÖLSCHER (1215, S. 16 ff.), der den Namen Schärpenburg verwendete, eine Schreibung, die sich in der Presse fortsetzte (so 2019). Man sollte sich an die historisch einzig korrekte Schreibweise „Scharpenburg“ halten.
(Team Forschungsgruppe / Heimatverein Papenburg e. V. )
Dokumentation: 06.05.2019: 0.396 // 07.05.2019: 0.514 // 0.901 //
iAngaben zu den Lebensdaten nach Forschungen des Genealogen B. J. JANSEN, Münster
iiBRUCH, R. Vom, (1962):Die Rittersitze des Emslandes, S. 32 ff.
iiiQuelle dito
ivBOCKHORST, W., (1992, S. 34)
vBRUCH, R. Von, (1962, S. 35)