Objekt des Monats (Archiv)

 

Dortmund IX

Die Dortmund IX an ihrem Liegeplatz vor der MEW

Der Dampfschlepper „Dortmund IX“, gebaut 1904 in Papenburg, wurde im letzten Augenblick vor dem Abwracker gerettet Er ist das zweitälteste noch existierende Schiff der Meyer Werft.  Von dem Schiff, das zuletzt unter dem Namen „Wümme“ fuhr, war nicht viel mehr übrig als der entkernte und schwimmfähige Rumpf. In dem Schiff wird bald eine interaktive Ausstellung der MEW zu sehen sein, die dem Besucher anschauliche Informationen zum Thema Dampf- und Stahlschiffbau bietet.

MUSKETENKUGEL

 

Musketenkugel, Durchmesser ca. 10 mm, Gewicht 7,3 g

Dieses Objekt des Monats ist eine Musketenkugel aus Blei, die 2017 im Bereich der ehemaligen Papenburger Hampoelschanze gefunden wurde.

Lage der ehemaligen Hampoelschanze in Papenburg

 

DREHBASSE

Dieses Objekt  ist zur Zeit in der alten Drostei ausgestellt. Es handelt sich um eine ursprünglich beweglich am Schiff befestigte Schiffskanone, eine sogenannte Drehbasse aus dem 18. Jh.

Nach mündlicher Überlieferung ist dieses die Drehbasse, die im Jahr 1813 bei dem Angriff der Papenburger auf die französichen Zollschiffe (hören Sie dazu den Bericht zu P1)  zum Einsatz kam.

 

Papenburger Drehbasse

Einsatzbeispiel einer Drehbasse

 

STEINE DER PAPENBURG

Dieses Objekt des Monats haben wir  in einer verstaubten Kiste im Fundes des Heimatvereins entdeckt.

Nach mündlicher Überlieferung enthält diese Kiste u.a. Steine, die bei Bauarbeiten zu den Hotelbauten und dem Bau der Stadthalle auf dem ehemaligen Burggelände gefunden wurden. Tatsächlich sind unter den Objekten Klosterformatsteine, die vom Alter her in die Zeit der Papenburg passen.

 

Weitere Informationen zu diesem Thema:

DER BAUSTOFF IN UNSERER REGION

Der Baustoff im germanischen Norden war vergängliches Holz, das nur unter Sauerstoffabschluss körperlich erhalten blieb.

Der römische Südwesten und Süden verwendete bereits gebrannten Baustoff, woher auch unser Wort Ziegel, lat. tegula, stammt. Der stand in der Tradition des mediterranen Südens und der Herleitung aus dem östlichen Mittelmeer und den frühen Kulturen des nahen Ostens.

Für unsere Vorfahren (etwa um 300 n. Chr.) erschien ein Haus aus Kunststeinen (Ziegeln) undenkbar. Entsprechend groß war der Kulturschock für einen Germanen, der sich zu der Zeit etwa einem römischen Händler anschloss und auf diesem Weg nach Xanten, Niederrhein, reiste.

Dies blieb weitgehend der Sachstand über die Zeit der Völkerwanderung (375-568 n. Chr.) bis ins Frühmittelalter (568-1000 n. Chr.).

Mit den Kriegen Karls gegen Sachsen und Friesen (772-804), dem fränkischen Einfluss und der beginnenden Christianisierung, wurde die nördliche Welt für die neue Technologie geöffnet: Wo Natursteine vorhanden waren (in den Mittelgebirgen) baute man aus natürlich vorhandenen Steinen. Diese galt aber auch jetzt eher nur sehr ausnahmsweise.

Selbst die gesellschaftlich wichtigsten Bauten, Kirchen, wurden weiterhin aus Holz errichtet. Dies bezog sich natürlich besonders für den küstennahen Norden, auf das Gebiet i.w. ohne Natursteine, die zum Hausbau ungeeignet waren. Holzkirchen wurden dort überhaupt erstmalig ab 800 errichtet.

Eine mengenmäßig deutliche Steigerung des Kirchenbaus verzögerte sich. Die Christianisierung zog sich zeitlich über etwa 9 Generationen hin. Die größere Bautätigkeit von Holzkirchen setzte ernsthaft erst um etwa 1000 ein. Für die Zeit um 1100 (und überhaupt im 11. Jh.) sind bislang erst etwa 50 Holzkirchen im nun christlichen Norden archäologisch nachweisbar.

Der wenig haltbare Baustoff störte. Er passte wenig in das Bild einer christlichen Beständigkeit, die auf Dauer angelegt war und ein Abbild des Göttlichen darstellen sollte.

Um 1150 ging man daran, im küstennahen Bereich Steinkirchen zu errichten. Im Ostteil Ostfriesland verwendete man Granitfindliche, die aber extrem schwer bearbeitbar waren und große Probleme beim Bau nach sich zogen (Grnitquaderkirchen).

In der Eifel, im Gebiet des Laacher Sees, wurden Natursteine vulkanischen Ursprungs gewonnen. Diese konnten im bergfeuchten Zustand aus dem Berg gesägt werden und erhielten bei Austrocknung deutlich größere Festigkeit.

Sie wurden über den Rhein zur Nordsee und küstenparallel entlang der südlichen Nordsee nach Ostfriesland, z. T. bis nach Dänemark verschifft.

Die leichte Zugänglichkeit der Küstenorte erklärt die dortige Verwendung von Tuffstein für den Kirchenbau. Allerdings war er auf Dauer der Verwitterung im rauen Klima nicht gewachsen.

Die Frage nach einem gut und leicht bearbeitbaren und zugleich haltbaren Baustoff war nicht beantwortet.

Tonreiches Material („Klei“), war küstennah und entlang der Flussaue der Ems, in der Küsten und der Flussmarsch reichlich vorhanden. Er bildete den Rohstoff für den Brand von Backsteinen. Allerdings setzte sich der Backstein erst sehr zögerlich durch. Um 1180 wurde die Kirche in Hage daraus erbaut. Diese erscheint als der bislang älteste Kirchenbau in der Region aus diesen neuen Werkstoff.

Durch dendrochronologische Untersuchungen erhaltener Dachstühle ist nachzuweisen, dass sehr frühe Bachsteinkirchen um bereits um 1200 errichtet wurden, aber das sind eher frühe Ausnahmen.

Der eigentlich Boom der Verwendung von Backsteinen setzte erst um 1230 und später ein. Befördert wurde die neue Technologie durch Mönchsorden, die nach und nach Ostfriesland mit einem Netz aus mehr als etwa 30 Klöstern überzogen.

Backsteine wurden ursprünglich in unsrer Region nur für den Kirchenbau verwendete, nun auch für Profanbauten im Bereich der Klöster und frühestens um die Zeit auch zur Errichtung früher „Herrenhäuser“.

Die Größe der Backsteine entsprach diesem so genannten Klosterformat, das wenig um die Maße Höhe =8-9 cm, Breite =14 cm, Länge =26-29 cm variierte.

Eine Systematik der Abmessungen in zeitlicher oder örtlicher Entwicklung konnte bei zahlreichen Untersuchungen zu dieser Frage bislang nicht festgestellt werden: Jede Bauhütte hatte ihr eigenen, etwas abweichende Format.

Wir entdeckten allerdings eine deutlich erhöhte Sinterung durch höhere Brenntemperaturen (ab etwa 1300), die einzelnen Backsteine eine wie „gezuckerte“ Oberfläche verliehen, einige Steine hatten dadurch wie „glasiert“ Außenhaut.

Solche Backsteine wurden (vereinzelt) bis etwa 1480 hergestellt. Klosterformatsteine kamen nach 1572/1600 außer Nutzung.

Neben Kirchen wurden an etwa 1250/1300 auch „Herrenhäuser“ aus Backsteinen errichtet. Bauernhöfe erbaute man ausschließlich aus Fachwerk ohne Steine.

Ab etwa 1280 und explosionsartig nach 1300 wurden Turmburgen aus Backsteinen erbaut (Typ Bunderhee).

Die Papenburg, als Turmburg und die dazu gehörigen Herren-, Verwaltungs- und Wirtschaftshäuser wurden aus Klosterformatsteinen errichtet.

(Team Heimatverein Papenburg)

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Ein weiteres eindrucksvolles Objekt ist das Wappen von Dietrich von Velen.

Das hier gezeigte Wappen ist im Besitz des Heimatvereins, ist aus Eichenholz geschnitzt,  und hat eine Größe von 33 x 59 x 2 cm.

Im Detail:

Das Wappen verbindet sich mit Dietrich von Velen (*08.01.1591 Meppen, +10.09.1657), Sohn des Hermann von Velen und der Margarete, geb. von Raesfeld. Dietrich war das achte von neun Kindern des Ehepaars.

Im Geist des Katholizismus erzogen, wie schon seine Vorfahren, ganz auf der Seite und im Geist des Bischofs von Münster, wie bereits sein Vater, erbte er das väterliche Drostenamt des Emslandes, war damit etwas wie ein „bischöflicher Verwalter der Region Emsland.“

Er war erheblich engagiert in der so genannten Gegenreformation, der (z. T. gewaltsamen) Rückführung des Emslandes zum Katholizismus (i. w. 1612-1618), was ihm die Feindschaft aller Reformierten eintrug.

Die allgemeine politische und religiöse Aufgeladenheit der Zeit entlud sich mit dem 30jährigen Krieg (1618-1648). Dessen erste Phase (1618-1630) sah den Kaiser und das Katholische so sehr als Sieger, dass sich Dietrich von Velen, im Einklang mit dem Katholischen, dem Bischof von Münster und dem Kaiserlichen, keine ernsthaften Sorgen über den Kriegsverlauf machte, die bischöfliche und kaiserliche Macht als unerschütterlich ansah: Der Krieg schien beendet und klar gewonnen.

In dieser Sicht kaufte er die verfallene, mittelalterliche Papenburg von Friedrich, Freiherr von Schwarzenberg und wurde vom Bischof von Münster mit Burg und Land belehnt, (02.12.1631).

Unverzüglich an der Arbeit, die Grundlagen einer Fehnkolonie zu schaffen, geriet seine Arbeit in eine politische Großwetterlage, die die Machtverhältnisse in Mitteleuropa vollkommen änderte.

Gustav Adolph, der König von Schweden, landete mit einer Armee auf Usedom. Er sah sich als Retter der Reformation, gleichzeitig als Macht im Norden, die ihren Anspruch geltend machte.

Hatte man sich als Katholik damit beruhigt, dass bislang nichts den kaiserlichen Kräften standgehalten hatte, so zeigten sich die schwedischen Truppen bald als äußerst gut ausgebildet, ausgerüstet und gut geführt.

Nach der Landung erhoben sich auch die zuvor nachhaltig besiegten evangelischen Fürsten Norddeutschlands. Dieser Koalition war selbst die kaiserliche Macht mittelfristig kaum gewachsen. Das nördliche Mitteleuropa geriet erneut unter die Militärmacht der Evangelischen.

Die Lage stabilisierte sich erst etwas mit der Schlacht von Lützen (15.11.1632), die mit großen Verlusten aufseiten der Kaiserlichen, aber auch der Schweden endete und in der Gustav Adolph, der Schwedenkönig, den Tod fand.

Was folgte war eine Regionalisierung des Krieges mit gebietsweise erheblich wechselnden militärischen Machtverhältnissen, mit regionalen Kriegszügen und Militärvorstößen, die sich mit wechselnden Gewinnern über Jahre zogen und das Land, regional unterschiedlich, insgesamt katastrophal zerstörten.

Für Dietrich von Velen spitzte sich die Lage im Emsland dramatisch zu: Hatten die Schweden bei Lützen gesiegt (November 1632), schickte sich ein Heer des mit den Schweden koalierenden Freiherrn Dodo von Knyphausen an, das Emsland zu erobern, um sich mit anderen Verbündeten des Stifts Münster zu bemächtigen (1633).

Dietrich musste aus Meppen fliehen, doch wohin?

Als Zuflucht bot sich die Sparrenburg bei Bielefeld an, die von seinem Schwager, Matthias von Wendt, befehligt wurde.

Man teilte ihm mit, er sei willkommen, doch man befürchte, der Feind könne den Unterschlupf als Vorwand benutzen, die Sparrenburg durch Schweden und Verbündete einzuverleiben. Man drängte Dietrich sich mit dem Gegner, Dodo von Knyphausen zu vergleichen. Mit diesem Freiherrn Dodo von Inn- und Knyphausen traf Dietrich geradezu auf seinen ärgsten Erzfeind:

Freiherr Dodo von Knyphausen, (*1583, +1636) hatte sich vollkommen der antikaiserlichen Sache fest verschrieben. Er brachte es als Truppen– und Söldnerführer wie Kriegsunternehmer (will sagen als kommerzieller Kriegsorganisator) in schwedischen Diensten zu hohen Ehren der antikaiserlichen Kriegspartei, nahm auch selber an verschiedenen Kriegsunternehmen teil, war u. a. am schwedischen Erfolg in der Schlacht bei Lützen selbst beteiligt (1632). Niemand konnte ihm Einsatz und Mut abstreiten.

Nach Lützen wurde Dodo vom schwedischen Kanzler, im Namen des Schwedenkönigs, mit dem Emsland belehnt, für einen Kaiserlichen ein unerträglicher Übergriff der Feindpartei.

Aufgrund seiner unzweifelhaft hohen organisatorischen Fähigkeiten und Grundsatztreue wurde Dodos Herrschaft im Emsland, inmitten weit schlimmerer Kriegsführung im Reich, geradezu noch als erträglich wahrgenommen.

Und genau mit diesem Ausbund des Antikaiserlichen und -katholischen sollte sich Dietrich vergleichen? Dodo ließ sich die Übereinkunft mit Dietrich hoch vergolden: Er zahlte 2.200 Reichsthaler in die Kriegskasse der Schweden ein, doch blieb in der Sparrenburg „unter Hausarrest“ oder de facto als Gefangener. Es folgten für ihn unerquickliche Tage und Wochen, die sich quälend lang zu Monaten reihten…

Feldmarschall Dodo Freiherr zu Inn- und Knyphausen machte sich mit einer Reitertruppe auf den Weg zur Eroberung von Osnabrück, als ihn im Raum von Haselünne kaiserliche Reiter in ein Gefecht verwickelten. Eine Kugel riss Dodo eine tödlich tiefe Wunde in den Hinterkopf (01.05.1636).

Die Kriegslage hatte sich in regionale Kriegszüge aufgelöst. Dies waren Hoffnungen für alle die, die hoffen wollten. Dabei zog sich der Krieg weiter, zunehmend inform einer unerträglich langen Pattsituation vernichtend in die Länge.

Regional freilich hatte sich das Blatt gewendet: Der kaiserliche Feldmarschall Alexander von Velen stieß mit Truppen in das Emsland vor. Seinem Vetter hatte sich Dietrich von Velen angeschlossen.

Sie schlichen sich nachts bis Meppen vor. Die Stadt war von Dodo von Knyphausen weiter zur Festung ausgebaut.

Ein Trupp durchwatete den Wassergraben bei voller Dunkelheit, angeführt von Punder Jürgen, einem hünenhaften Mann. Hatte ein Wasserkräuseln sie verraten? Von der Mauer leuchtete die Wache: „Wer da?“ –

„Gut Freund“, war die Antwort. „Ich fange Fische, sollst auch welche haben.“

Der Überraschungsstreich gelang. Der Trupp machte die Wachen nieder, öffnete ein Tür. Die Truppen stürmten Meppen. Kurz war der Kampf am Marktplatz.

Zurück im Emsland nach mehr als fünf Jahren, erneut zurück als Drost im Emsland, als Herr der Papenburg? Dietrich von Velen fühlte sich befreit, wie aufgewacht vom Alptraum.

Der Neubeginn: Diesem Buch vertraute er die Gedanken an, seine Fahrt hinüber zur Papenburg. Was er dort vorfand, war gerade nicht ermutigend, war eigentlich niederschmetternd, die vielfachen Übergriffe durch Ostfriesen auf seinen Heuermann, Viehdiebstahl, persönliche Bedrohung… Die Schleusen ausgebrochen, zerstört, versenkt…

Aber: Er war zurück! Er würde neu beginnen. Hatte ja damals, 1632/33, mitten im halben Anfang all das beenden müssen, bevor der Anfang überhaupt in Gang kam. Er hatte überlebt. Er würde neu beginnen.

Nein, sein Wappen und das derer von Velen schien ihm kaum angemessen: Drei beinlose Vögel in Reihe (Merlete)…

Wappen derer von Velen

Das Zeichen des Löwen als Wappentier schien ihm der Zeit nach angemessen, der Löwe, der zum Sprung ausholt. Genau den hatte er im Buch eingetragen, im Löwenbuch…

(Genau dies findet sich mit Löwenwappen jetzt in Osnabrück, im Staatsarchiv und gilt als Aufbruchzeichen).

 

Informieren Sie sich hier, wie dieses Wappen von uns mit innovativen Methoden kopiert, und vervollständigt wurde.