Veröffentlichungen

Die Forschungsgruppe hat sich zur Aufgabe gestellt, nicht nur ihre Ergebnisse nach wissenschaftlichem Standard zu erheben und zu dokumentieren, sondern, darüber hinaus allgemein verständlich in Buchform zu veröffentlichen. Ausgemachtes Ziel ist es, durch diese „Übersetzungsarbeit“ nicht nur wissenschaftliche, sondern genauso leicht zugängige Beiträge zur Bildung und kulturellen Identität zu schaffen.

Buch-Im-Zeitenstrom1

Nachdem in siebenjähriger Arbeit (1999-2006) eine umfassende Darstellung über den südlichsten Teil des Gemeindegebietes Westoverledingen, von Völlen, Völlenerfehn und Völlener Königsfehn vorgelegt wurde („Im Zeitenstrom“, 2006) und nach mehrjähriger Arbeit (2007-2011), eine Wanderung durch die Zeit in Ihrhove als Buch möglich wurde, („Ihrhove im Mittelalter“, 2011), 

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Buch-Ihrhove-im-Mittelalter

erscheint 2019 die Darstellung der geschichtlichen Entwicklung „des Landes dazwischen“. Eine langjährige Untersuchung über Steenfelde, Großwolde, Flachsmeer und die zahlreichen weiteren Siedlungen im Umfeld, kurzum des ganzen westlichen Overledingerlandes, (Arbeitstitel „Mensch und Landschaft“). Diese Darstellung wird kombiniert durch die Untersuchung der Entwicklung südlich davon, im nördlichen Emsland mit seiner anderen geschichtlichen Prägung (Raum Papenburg, Aschendorf, Tunxdorf und Nenndorf).

Die bereits erschienenen Bücher sind im Buchhandel erhältlich, und können ebenfalls vom Rathaus Ihrhove bezogen werden.

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Die Forschungsgruppe bearbeitet nicht nur Fragen der Kultur und Kulturgeschichte im Lokalen oder Regionalen, sie bindet diese Untersuchungen auch in den nationalen und internationalen wissenschaftlichen Diskurs ein. Damit nehmen wir Stellung zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen, meist zu Neuerscheinungen, die für unsere Kultur besondere Bedeutung haben.

In diesem Zusammenhang folgt eine

Rezension zu

Harald Meller, Kai Michel (2018): Die Himmelsscheibe von Nebra – Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas.- Ullstein Buchverlag GmbH, Berlin

Man möchte sagen: „Endlich erscheint eine zusammenfassende Buchdarstellung über einen Jahrhundertfund, der unser Bild der älteren Kulturen in Mitteleuropa revolutioniert.“

Natürlich hat einer der Autoren, Prof. Harald Meller, Halle, schon öfter in Fachkreisen von dieser Kriminalgeschichte erzählt, wie der Fund gerettet wurde, aber nun stellen er und der bekannte Wissenschaftsjournalist Kai Michel all dies im wissenschaftlichen Zusammenhang dar.

Kaum jemand hätte daran gedacht, dass unsere mitteleuropäische Bronzezeit (2.200-750 v. Chr.) so viele Geheimnisse bietet (besonders die Aunjetitz-Kultur, um 2.200-1.600 v. Chr.), in deren Zusammenhang die Himmelsscheibe gesehen werden muss.

Die Himmelsscheibe, gefunden in Nebra an der Unstrut, (Sachsen-Anhalt), auf halber Strecke zwischen Halle/Leipzig und Erfurt, belegt nach Analyse des Astronomen Prof. Wolfhart Schlosser, Universität Bochum, die außerordentlichen astronomischen Kenntnisse unserer Vorgängerkultur in Mitteleuropa u. a. im Dienst der zeitlichen Orientierung im bäuerlichen Jahr, etwa zur Bestimmung des Termins von Aussaat und Ernte.

Solche faszinierenden, lange gewachsenen Kenntnisse ergänzten sich mit ungewöhnlich reichen Ressourcen aus Raum und Landschaft (Löß-Böden, Salz, später auch benachbart Metallerze) und ermöglichten die Entwicklung einer außerordentlich arbeitsteiligen, extrem hierarchisch geschichteten Gesellschaft, an deren Spitze Männer standen, die unter aufwändigen Groß-Grabhügeln bestattet wurden und die man für ihre Reise in die Jenseitswelt mit überreichen Goldschmuck- und Waffen-Beigaben ausstattete, aber auch mit einem steinernen Amboss, der ihre Nähe zur Erzsuche und -verarbeitung (Metallurgie) nahe legt. Die Himmelsscheibe muss in diesem Kontext von Wissen, Macht, Legitimation durch Wissen gesehen werden.

Fast wundert man sich nicht, dass das Kupfer der Himmelsscheibe aus den Ostalpen, das Gold der Abbildungen von Sonne, Mond und Sternen aus Flussgold von Cornwall, England, stammen, womit großräumige und langzeitig stabile Handelsbeziehungen über weite Strecken in Europa belegt sind. Die Autoren rekonstruierten eine frühe Gesellschaft, die nach ihrer Definition als erster Staat in Mitteleuropa angesehen werden darf.

Mögen solche Staatsdefinitionen in Fachkreisen wissenschaftlich diskutiert werden, fallen die Schwachstellen der über Strecken brillanten Buchdarstellung erst beim tieferen Blick ins Auge.

Dazu gehört die Frage der Bedeutung der so genannten Kreisgrabenanlagen zum inneren Verständnis dieser Kultur. Darunter versteht man kreisförmig (seltener auch elliptische), in sich geschlossene Graben- und Wallanlagen mit inneren Palisadenringen und strahlenförmigen Durchlässen, die als astronomische Peilungen analysiert wurden, etwa zur Erfassung des Aufgangs und Untergangs der Sonne am Tag der Sommer- und Wintersonnenwende. Die Kreisgrabenanlagen dienten mehreren Zwecken (Opferritualen, Gemeinschaftshandlungen), aber sicher auch astronomischen Zielen.

Zwar im Text erwähnt (S. 302 ff.), aber nicht in ihrer zentralen Bedeutung hinreichend dargestellt, interessieren vor allem drei Anlagen in Sachsen-Anhalt:

Ist die Kreisgrabenanlage von Egeln (zwischen Magdeburg und Halberstadt, Nutzung nach C14-Datierungen 2.350/2.287- 2.060/2.030 v. Chr.) wegen ihrer mangelnden Erhaltung nur bedingt für die folgende Argumentation geeignet, dann umso mehr die Kreisgrabenanlagen von Pömmelte-Zackmünde (südöstlich Magdeburg, Nutzung nach C14-Datierung 2.335-2.050, Abbau um 1.985 v. Chr.) und im benachbarten Schönebeck (Datierung 2.150-1.740 v. Chr.). Die beiden Letzten stehen, nach derzeitiger Kenntnis, in einer Nutzungskontinuität von etwa 600 Jahren. Dies setzt eine entsprechende Weitergabe astronomischen Wissens über diese Zeit von wenigstens 24-30 Generationen voraus.

In der schriftlosen bronzezeitlichen (Hoch-)Kultur muss es somit andere Formen der Wissensüberlieferung zwischen den Generationen gegeben haben, was man vielleicht als „eingeweihte Kreise der mündlichen Wissensweitergabe“ bezeichnen könnte.

Darüber hinaus finden sich astronomische Kreisgrabenanlagen („Rondelle“) der Jungsteinzeit (Neolithikum) und der Bronzezeit in erheblicher Zahl zwischen Ungarn, der Slowakei, Österreich, Tschechien, Polen bis Süd- und Mitteldeutschland. Wir haben damit ungewöhnliches astronomisches Wissen und vermutlich genauso großräumige Kenntnis in Mittel- und Nahost-Europa vor uns, bei wahrscheinlich mündlicher Wissensweitergabe.

Aus unserer Sicht hätte deutlicher auf dieses Phänomen des Großraum- und Langzeitwissens hingewiesen werden müssen. Dabei bleibt die derzeit bekannte, weltweit älteste astronomische Kreisgrabenanlage von Goseck (Nutzung nach C14-Datierungen um 4.900 – um 4.600 v. Chr.) zu nennen, aber auch das in Sachsen-Anhalt rätselhafte, anschließend zeitweilige Aussetzen von Kreisgrabenanlagen, (jedenfalls nach heutigem Kenntnisstand) bis etwa 3.600 v. Chr.

Anschließend haben wir insgesamt eine astronomische Kenntnis in Langzeitdauer und Großraum vor uns, die sich mit der der nahöstlichen Kulturen vergleichen lässt.

Eine frühe Abbildung des Sonnenschiffs (als Symbol der täglichen Sonnenreise) findet sich auf der Himmelsscheibe von Nebra. Diese Darstellung kann deutlich älter als 1.600 v. Chr. datiert werden. (Zu diesem Zeitpunkt wurde die Himmelsscheibe durch rituelle Versenkung in den Boden außer Funktion gesetzt).

In diesem Zusammenhang kritisieren wir die, aus unserer Sicht, voreilige Aussage, die astronomische Kenntnis des Neolithikums und der Bronzezeit in Europa sei vom Vorderen Orient importiert, so auch etwa der Mythos der Sonnenreise auf dem Sonnenschiff.

Zwar nannten sich die Pharaonen Ägyptens seit der 4. Dynastie „Sohn des Sonnengottes Re“ (so z. B. Chephren, um 2.570-2.530 v. Chr.), aber erst bei Thutmosis III., ( um 1.486-1.425 v. Chr.) und Amenophis II., (um 1.428-1.397) finden sich genaue Darstellungen der Sonnenreise im Amduat, der Aufzeichnung „Was in der Unterwelt ist“.

Damit wird die Frage nach einem möglichen Wissenstransfer zwischen Nahost und Europa oder umgekehrt zu einer Problem auch der Ägyptologie.

Bei aller großer Wertschätzung für die Autoren fordern wir, in Kooperation mit der Ägyptologie, dieser zentralen Frage in der wissenschaftlichen Sorgfalt und Tiefe nachzugehen, die angesichts der Bedeutung angebracht ist. Aus unserer Sicht ungesicherte Aussagen dazu lehnen wir ab.

Ansonsten wünschen wir der großartigen Neuerscheinung die allseitige, aber zugleich auch immer kritische Beachtung und die weitere vertiefte wissenschaftliche Arbeit der aus unserer Sicht derzeit noch ungeklärten Fragen.

(Forschungsgruppe), den 28.10.2018

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Rede gehalten von Dr. Hans Joachim Albers

Arbeitskreis der Historiker zur Geschichte Emsland / Bentheim (Leitung Frau Dr. B. Kehne, Staatsarchiv Osnabrück) am 09.11.2018 in der Historisch ökologischen Bildungsstätte HÖB in Papenburg

Meine Damen und Herren,

ich danke Ihnen sehr, hier in der Papenburger HÖB, in unserer Heimatstadt Papenburg, Ihnen von den Arbeiten der Forschungsgruppe Naturwissenschaften und Archäologie, Papenburg im Emsland und im südlichen Ostfriesland kurz berichten zu können.

Die Forschungsgruppe Naturwissenschaften und Archäologie kombiniert moderne Naturwissenschaften mit Geschichtsforschung und Sprache. Sie erreicht dadurch ein differenzierteres Bild der jeweils untersuchten Zeitebene als dass dies einer Fachdisziplin alleine möglich wäre.

Konkret arbeiten wir an einer Buchdarstellung „Landschaft und Mensch“.

Damit wird in mehr als 300 Kapiteln eine vollkommene neue Form der Geschichtsforschung geschaffen, inhaltlich die Darstellung der klimaökologischen Entwicklung in der Region und Nachbarschaft, deren Kulturen durch Klima entweder begünstigt wurden oder aber sich belastet sahen bis hin zur krisenhaften Veränderung oder sogar bis zum Kollaps.

Eine solche Klimaökologie-Kulturgeschichte der Region, die auch für größere Räume Geltung hat, wird völlig neue Aspekte für unsere Forschung liefern. Ich selber habe 31 Jahre für das Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen gearbeitet und hatte genügend Zeit über solche Zusammenhänge durch die Erfahrung täglicher Arbeit nachzudenken.

In einem zweiten Projekt arbeitet die Forschungsgruppe an einer Darstellung der Papenburger Segelschifffahrt aus mündlichen oder privaten, unveröffentlichten Quellen.

Die Forschungsgruppe dankt sehr für die glückliche Kooperation mit dem Kulturbetrieb und der Politik der Stadt Papenburg und – natürlich auch immer – mit der Emsländischen Landschaft, bzw. dem Emsländischen Heimatbund, Meppen.

(Forschungsgruppe)